anlässlich des Requiems am 13. August 2010 in St. Thomas the Apostle, Blackburn (Australien)
Liebe Freunde von Father Bernhard,
heute haben wir uns hier versammelt, um Abschied zu nehmen von Father Bernhard Philberth, einem besonderen und ungewöhnlichen Menschen. Wir wollen dem Herrn danken, dass Fr. Bernhard uns so bereichern durfte.
Geboren am 26. März 1927, wuchs er in München in einer bürgerlichen Familie auf. Sein Vater war Richter und seine Mutter Hausfrau. Er wurde im katholischen Glauben erzogen, obwohl seine Mutter Lutheranerin war. Bernhard und sein um zwei Jahre jüngerer Bruder Karl waren beide sehr wissbegierige Kinder und er hat immer wieder amüsante Geschichten erzählt über ihre Experimente mit Chemikalien und explosiven Stoffen. Überschattet wurde Bernhards Jugend durch den 2. Weltkrieg, wo er ab dem Alter von 15 Jahren bei der Flak eingesetzt wurde.
Nach dem Ende des Krieges immatrikulierte er sich an der Universität München, um Physik zu studieren. Obwohl sein Wissen und seine Kenntnisse überragend waren, promovierte er nie. Seine vielfältigen Aufgaben, viele Erfindungen, die ihm sein tägliches Brot brachten, sowie seine schriftstellerische Tätigkeit ließen ihn sein Theologiestudium immer wieder hinausschieben, obwohl er von Kindheit an gerne Priester geworden wäre.
Endlich, im Alter von 45 Jahren, wurden er und sein Bruder Karl zu Priestern geweiht, nachdem der Vatikan ihnen Dispens vom Theologiestudium gewährt hatte. Bernhard und Karl machten einen 6½-wöchigen Intensivkurs. Sie wurden geweiht «ad titulum patrimonii», das heißt «exempt», und waren direkt Seiner Heiligkeit, dem Papst, verantwortlich. Sie empfingen keine Vergütung durch die Kirche und verdienten ihren Lebensunterhalt durch die Erträge aus ihren Erfindungen.
Mit noch nicht dreißig Jahren initiierte er ein Projekt zur Beseitigung radioaktiven Abfalls im grönländischen Eisschild (der bis 3‘000 Meter tief ist). Dieses Projekt basierte auf einer göttlichen Vision, die er bei Einkehrtagen im Kloster Metten (Bayern) empfangen hatte. Diese Arbeit, viele Erfindungen, das Schreiben mehrerer Bücher und wissenschaftlicher Artikel und seine Beratertätigkeit für den Vatikan nahmen seine Zeit in Anspruch. Wie Karl Philberth versichert, verdankt er den Weg zur Priesterschaft, zu vielen Vorträgen, zur Promotion und zur Professur für philosophische Gegenwartsfragen der liebenden Fürsorge und Gebetsfürsprache seines Bruders Bernhard.
Nach seiner Weihe reiste Fr. Bernhard auf Einladung der Regierung nach Australien, um dort als Berater für die Antarktisforschung zu wirken. Von da an verbrachte Fr. Bernhard die Hälfte seiner Zeit in Deutschland, die andere in Australien, ein Land, das er lieben lernte, nicht zuletzt wegen des klaren Himmels, der es im erlaubte, seiner Leidenschaft für die Beobachtung des Nachthimmels nachzugehen, und wenn er Zugang zu Observatorien hatte, auch der entfernteren Regionen im Weltall. Er beschloss, seinen Hauptwohnsitz nach Australien zu verlegen. Nach einem Herzinfarkt im Jahr 1999 war er auch nicht mehr in der Lage, nach Deutschland zu fliegen.
Verwenden wir nun ein wenig Zeit darauf, Fr. Bernhards Leben und Werk zu reflektieren. Wie können wir Bernhard Philberth beschreiben? Wie können wir seinem gewaltigen Werk gerecht werden?
Jemand beschrieb ihn einmal als Mann mit vielen Gesichtern: Erfinder, Naturwissenschaftler, Denker, Visionär, Prophet, Priester und Philanthrop. Im grundlegenden Werk: «Der Dreieine» schrieb er über die dreifache Struktur alles Seienden. Davon ausgehend wollen wir einen Blick auf die drei Aspekte seiner Person werfen: Das Personale, das Intellektuelle und das Spirituelle.
Fr. Bernhard als Person war sehr zugänglich und gesellig. Er gewann leicht Freunde und diejenigen von uns, die ihn näher kennenlernen durften, wurden dadurch stark bereichert, aber auch intellektuell herausgefordert. Er forschte und arbeitete auf Gebieten, die für viele fremd sind. Sein war die Welt von unzählbaren Universen, von unerreichbaren Existenzgrenzen, der Bildung von Galaxien und der Geburt und dem Tod von Sternen, und – am wichtigsten – von Gottes Gesetzen, die alles regieren. Wer von uns konnte sehen, was er sah; verstehen, was er verstand und glauben, was er glaubte? Aber diejenigen von uns, die ihn als Führer zu diesen Reichen annahmen, wurden reich belohnt und tief inspiriert.
Sein Freund zu sein setzte ein großes Maß an Zuhörenkönnen voraus, nicht nur für eine Stunde, sondern für zwei, manchmal drei, bis er erschöpft war und alle einen Seufzer der Erleichterung ausstießen. Die Anekdoten, Erinnerungen und Vorträge sprudelten nur so aus ihm heraus. Diese Eigenschaft stieß einige Menschen ab, andere, die mehr von ihm lernen und aus seinem beträchtlichen Wissen und seiner Erfahrung Nutzen ziehen wollten, zog sie an.
Er hatte einen großen Sinn für Humor und konnte über lustige Ereignisse in seinem Leben jederzeit lachen, wenn er sie anderen erzählte. Aber er konnte ebenso gut düster und mutlos sein, vor allem, wenn er mit dem Elend im Leben anderer Menschen konfrontiert wurde. Sein Wille zu helfen war grenzenlos.
Er war beides: knapp bei Kasse und immer großzügig. Viele Menschen kamen in den Genuss seiner Wohltätigkeit, besonders die mehr als 2000 philippinischen Kinder aus benachteiligten Familien, deren Schulbildung er durch die Ph-Foundation finanzierte, einer Stiftung, die er und sein Bruder Karl vor vielen Jahren ins Leben gerufen hatten und für die sie ihre ganzen Ersparnisse verwendeten. Der Grund dafür, warum er jeden Cent umdrehte, bevor er ihn ausgab, war, dass jeder übrige Dollar an seine Stiftung ging. Fr. Bernhard besaß nie ein Auto. Wenn er irgendwohin musste, vertraute er auf andere. Dies half ihm sogar, neue Menschen kennenzulernen. Man konnte sicher sein, bestens unterhalten zu werden, wenn man ihm eine Mitfahrt anbot.
Seine Großzügigkeit wird nicht nur in der Stiftung für die Bildung philippinischer Kinder sichtbar, er war ebenso freigebig mit seiner Zeit, besonders wenn jemand mit persönlichen Problemen an seine Tür klopfte. Er hätte alles fallenlassen, um einer betrübten Seele zu helfen.
Fr. Bernhard hatte einen abenteuerlichen Geist und plante immer, irgendwohin zu gehen. In seinen jüngeren Jahren führte ihn seine Sehnsucht an exotische Plätze, besonders in Australien und Südostasien. Erst 1993 ließ er sich in Australien nieder und erwarb ein eigenes Haus, als er die Einheit Nr. 11 St. Thomas-Senioren-Dorf in Forest Hill kaufte. Er liebte sein Haus und seine Umgebung, ebenso wie die Gemeinschaft der dort Lebenden. Wenn er sich in Deutschland aufhielt, war er mit seiner Mutter und seinem Bruder zusammen.
Seine Liebe und Fürsorge für seine Mutter, die im Jahr 2006 im Alter von 103 Jahren starb, und für seinen Bruder waren sehr berührend. Es verging kaum ein Tag, an dem er nicht mit ihnen telefonierte. Und er bekundete lebhaftes Interesse an ihrem täglichen Leben und Tun. Bernhard und sein Bruder arbeiteten ihr Leben lang zusammen. Sie ergänzten sich in wunderbarer Weise und ich kenne kein anderes Brüderpaar, das so aneinander hing. Bernhard war der Mann brillanter Ideen, es fehlte ihm jedoch die Gabe, diese Konzepte wissenschaftlich auszudrücken. Karl war und ist der präzise Wissenschaftler, der versuchte, Bernhards Visionen in wissenschaftliche Formeln zu kleiden, was eine höchst schwierige und oft frustrierende Arbeit war.
Das führt mich zu Bernhards intellektueller Seite. Viele hielten ihn für ein Genie und dies scheint berechtigt zu sein, wenn wir sein Werk betrachten. Seine erste Erfindung machte er im Alter von 13 Jahren. Zusammen mit seinem Bruder Karl ist er der Inhaber von über hundert Patenten inklusive dem berühmten Philberth-Transformator. Er entdeckte den Zeitgradienten und entwickelte zusammen mit seinem Bruder eine neue Kosmologie. (Siehe: «Das All», Christiana-Verlag, Stein am Rhein) Er war Berater am Vatikan und Mitglied der Academy of Science, Engeneering and Technology, Chieti – Italien; der Académie des Sciences de Besançon, Frankreich; der Physikalischen Gesellschaft von Tokyo, Japan und der International Glaciological Society, London. Er schrieb mehrere Bücher, wobei einige davon wie das Buch: «Der Dreieine» (Christiana-Verlag) höchst erstaunliche einmalige Einblicke gewähren. Sein Buch: «Christliche Prophetie und Nuklearenergie» (Christiana-Verlag), enthält eine Warnung an die Welt, die Details über die Konsequenzen eines Atomkriegs aufzeigt. Dieses Buch half, den Weg für die atomare Abrüstung zu bahnen. Sein letztes Buch «Revelation» (Offenbarung) gibt uns einen Einblick in Dinge, die ihn am tiefsten bewegten. In diesem Buch baut er eine Brücke zwischen dem katholischen Lehramt und den gegenwärtigen Erkenntnissen der Wissenschaft. Es ist eine wunderbare Kombination von treuem Glauben und profundem Wissen.
Bernhard betonte immer, dass Gott ihm sein Wissen gegeben hat und dass es deshalb nicht sein persönliches Verdienst sei. Dies ist der Grund, warum er für seine Bücher keine öffentliche Anerkennung suchte und keine Ehrungen und Preise annehmen wollte. Er war damit beschäftigt, sein wissenschaftliches Werk weiterzuführen und dem Vatikan zur Verfügung zu stellen. Seine Bücher sind dafür gedacht, den Menschen einen neuen Ausblick und Gedankenanstöße zu geben. In seinen späteren Jahren zweifelte Fr. Bernhard, ob es richtig gewesen war, die Einladung des Vatikans, nach Rom zu kommen, dort zu leben und zu arbeiten, abzulehnen. So wäre sein grandioser Geist und seine Fähigkeit, Probleme zu lösen, dem Vatikan zugute gekommen. Aber damals hatte er Angst, dass ein Leben in Rom seiner wissenschaftlichen Arbeit und seinem inneren Frieden abträglich sein könnte.
Während der Jahre, in denen wir ihn kannten, arbeitete er u.a. an einer Maschine, die mit Low-grade Oil und anderen Betriebsstoffen angetrieben wird.
Lassen Sie uns nun einen Blick auf Fr. Bernhards geistliches Leben werfen: Sein ganzes Leben lang suchte er nach Antworten – nach dem Sinn des Lebens. Als Teenager studierte er den Buddhismus und war von dieser Lehre tief beeindruckt. Jedoch in seinen zwanziger Jahren kam er zu der Erkenntnis, dass es für Menschen unmöglich ist, sich selbst zu erlösen, und dass sie einen Erlöser brauchen, der uns einzig in Jesus Christus gegeben ist. Dies überzeugte ihn von der Wahrheit des Christentums und seines katholischen Glaubens. Viele Jahre lang verbrachte er jedes Jahr einige Wochen in Exerzitien im Benediktinerkloster Metten, Diözese Regensburg. Dort erfuhr er zum ersten Mal in seinem Leben die Gegenwart Gottes. Diese Erfahrung des Heiligen, der Sphäre des Göttlichen, war für sein Werk bestimmend und wegweisend für seine Arbeit, seine Schriften und seine Tätigkeiten. Er wurde ein «Kämpfer für Gott» von solch tiefem Glauben und solcher Überzeugung, dass er fähig war, unzählige Menschen zu inspirieren und zur Umkehr zu führen.
Seine Berufung zum Priestertum war einer der glücklichsten Momente seines Lebens. Und was für ein wunderbarer Priester wurde er! Lehrend, führend, ein Hirte für seine Herde und für viele andere – in einer unnachahmlichen Weise. Er war eine wahre Vaterfigur für Menschen aus allen Schichten der Gesellschaft – einfache Menschen und solche in hohen Positionen wie Politiker, Akademiker, Berufstätige, Künstler, Studenten, junge und alte kamen zu ihm. Sogar Aborigines, australische Ureinwohner, wandten sich an ihn um Rat und Hilfe und sie trafen alle auf ein offenes Ohr und in manchen Fällen unschätzbar wertvollen Rat und Unterstützung.
Fr. Bernhard hatte ein waches Empfinden und nahm daher seine Seelsorgspflichten sehr ernst. Dies beinhaltete auch die Pflicht, Menschen von ihren falschen Wegen abzubringen, was in seinem Leben eine Menge Konflikte heraufbeschwor. Aber es war seine Art, niemals den einfachsten Weg zu wählen, um das Leben für sich selbst bequemer zu machen. Er verstand sich zuerst und vor allen Dingen als Priester und Hirte.
Seine größte Freude war die Feier der Eucharistie wann immer und wo immer er die Möglichkeit dazu hatte – in einer Einsiedelei für sich selbst oder in der kleinen Privatkapelle in seinem Elternhaus in München, mit seiner Mutter und seinem Bruder; in großen Kathedralen mit Tausenden von Gläubigen oder in der St. Christopher-Kirche in Camberwell oder schließlich in der Kirche St. Thomas the Apostle in Blackburn, oder in zahllosen anderen Kirchen in Deutschland und Australien.
Fr. Bernhards unschätzbares Zeugnis ist zuerst und hauptsächlich in seinen Büchern zu finden – und diese sind nicht wie andere Bücher. Sie enthalten Gedanken, Vergleiche und Einblicke, die völlig neu sind. Sein größter Wunsch war, der Kirche zu helfen, eine Theologie zu entwickeln, die ein Urteil über die Entdeckungen in den Wissenschaften erlaubt, ohne den Kern der christlichen Lehre anzugreifen.
Es ist unmöglich, einem so großartigen Menschen allein mit diesen wenigen Ausführungen gerecht zu werden. Alles, was wir tun können, ist, an ihn zu denken und vielleicht sein Werk zu fördern, indem wir so viele Menschen wie möglich einladen, seine Bücher zu lesen.
Nach seinem Herzinfarkt war seine Gesundheit sehr fragil geworden. Ab und zu bekam er eine größere Herzkrise und oft dachten wir schon, dass wir ihn verlieren würden; aber immer wieder erholte er sich und führte sein Werk weiter, sogar neue Erfindungen machte er während seiner letzten Monate. In allerletzter Zeit bemerkte er seinen Freunden gegenüber, dass er sehr müde sei und sich danach sehne, zu seinem himmlischen Vater zu gehen.
In der letzten Woche vor seinem Tod litt er unter Bronchitis, die sich zu einer Lungenentzündung entwickelte. Als er ins St. Vincent-Krankenhaus gebracht wurde, erhielt er die letzte Ölung und erwartete friedvoll seinen letzten Atemzug, den er am späten Nachmittag tat.
Seither haben wir viele Kondolenzbezeugungen von Freunden aus Australien und der ganzen Welt bekommen. Ich möchte außerdem mitteilen, dass die Priorin der Community of the Benedictine Sisters in Manila, die der Philberth-Foundation vorsteht, uns gesagt hat, dass ihre Gemeinschaft am Samstag, dem 14. August, mit den Philberth-Schülern und den anderen 17 Gemeinschaften mit Schülern der Ph-Foundation, die es auf den Philippinen gibt, für Fr. Bernhard heilige Messen zelebrieren lassen wird.
Es war Fr. Bernhards Wunsch, dass seine Asche im Memorial Garden of St. John of Arc’s Church in Brighton beerdigt wird. Jedes Mal, wenn er uns besuchte, verbrachte er dort einige Zeit und sagte uns, dass es ihn freuen würde, dass dies seine letzte Ruhestätte auf Erden sein würde.
Auf Wiedersehen Fr. Bernhard, wir vermissen dich als einen wahren Freund, einen großen Denker und einen inspirierenden geistlichen Führer. – Ruhe in Frieden!
Waltraud Uhlenbruch
In: Timor Domini 39 (2010), Nr. 3, S. 22-25,
Nachdruck der Übersetzung mit freundlicher Genehmigung des Christiana-Verlags